Erinnerungen - Leseprobe - Jobs

 

In diesem hier beschriebenen Job habe ich die erste Erfahrung mit dem Gewerbeaufsichtsamt gemacht und mit Harald Glööckler,

 

Jobs ...
Die Erinnerungen sind nicht chronologisch, sondern so wie sie mir gerade eingefallen sind - ich weiß ...
Die Kinder waren aus dem Gröbsten raus, da zog es mich doch wieder in die Arbeitswelt zurück. In meine alten Jobs kam ich nicht mehr, also hieß es umzudenken. Zuerst nahm ich die Möglichkeit der Post an, in der Verteilung zu arbeiten, bei einem Postamt in der Nähe. Verteilung heißt, die Briefe vor zu sortieren in die entsprechenden Straßen und Postleitzahlbezirke, sowie Postfächer und jene, die nicht ins System fallen. Das ging so von November bis Ende Januar. Dafür brauchte ich ein polizeiliches Führungszeugnis. Es begann früh. Früh hieß, von fünf bis neun, manchmal auch bis neun Uhr dreißig. Wurde sehr gut bezahlt. Mit dem frühen Aufstehen hatte ich nie Probleme. 
Danach suchte eine Bäckerei in der Güntzelstraße für drei Tage in der Woche jemanden. Der Laden war so klein, dass nicht einmal eine Toilette dort war. Wir, die Kollegin und ich mussten, wenn der Bedarf da war, den Laden kurz abschließen und dann bei der Eduscho Filiale die gleich nebenan war, auf die Toilette gehen. Die Damen dort wussten Bescheid. 
Das heißt, an sich hatten wir auch keinen Frühstücksraum, denn der klitzekleine Raum reichte gerade um unsere Garderobe abzulegen, ansonsten war da nur ein Kühlschrank. Und ein Tisch, auf dem die belegten Brötchen zurecht gemacht wurden. Einmal bekam ich an einem Tag, an dem ich keinen Dienst hatte, einen Anruf von der Kollegin, die sagte:" Du musst kommen, wir müssen den Laden tipp topp saubermachen, auch den ganzen Tresen. Das Gewerbeaufsichtsamt hat sich angekündigt vorbei zu kommen und zu kontrollieren. "
Fragezeichen in der Luft. Oh ja, die hatte ich auch. Ich musste zu Hause einiges umorganisieren, dann bin ich dahin. War ein sehr langer Tag geworden, denn so gründlich, wie wir da saubergemacht haben, muss das lange nicht passiert sein. Bis dahin dachte ich immer, das Gewerbeaufsichtsamt kommt einfach so vorbei und kontrolliert, nicht das es sich anmeldet für eine bestimmte Zeit. Das geht an sich nicht. Das nenne ich echt eine Farce. 
Vor allem wenn man bedenkt, dass der Bereich, wo unsere Garderobe hing, nur so breit war wie ein Kühlschrank, also links und rechts je ein Kühlschrank und ein schmales Regal, auf dem die Brötchen für den Ladenbereich zubereitet wurden. Und eben die Toilette im Nachbargeschäft, dass das alles nicht moniert wurde, das ist so unglaublich.

Dann tauchte eines Tages ein merkwürdiger Typ da auf. Also er stand mit einem Mann vor dem Tresen. Grüßte nicht, sprach nicht. Zeigte nur auf die Dinge, die er haben wollte, dabei ließ er den Zeigefinger extra kreisen, um dann wie gestochen auf das Teil, das er auserkoren hatte, zu weisen und ließ den Mann, der zwei Schritte hinter ihm stand, bezahlen. Dieser andere trug ähnlich wie ein Kleiderständer, über den angewinkelten Arm eine zusammengelegte Jacke. 
Nahm dann das Kuchenpaket und schritt wieder zweiSchritte hinter diesem anderen merkwürdigen Typen hinaus. Eine Stammkundin, die kurze Zeit später ihren täglichen Kaffee hier trank, fragte ich nach diesem Kunden." Wie, Sie kennen ihn nicht?" fragte sie überrascht. Ich:" Nein, sollte ich?" " Das ist Harald Glööckler," erklärte sie, ein etwas exzentrischer Modeschöpfer. Achten sie mal drauf, wenn er hier flaniert, manchmal ganz in Silber oder in Gold mit Umhang." Also so ein Typ wäre mir sicher aufgefallen, aber bis dato hatte ich ihn echt noch nie gesehen. 
Da habe ich etwa ein Jahr gearbeitet, bis eben viele Filialen geschlossen wurden. 

 

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Christa Helling

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