Von der verlorenen Wette bis hin zum Bett?-Geflüster - Leseprobe 5 - aus mittendrin

das ist quasi die Grundlage für den Nachfolgeband 

Nonnen nennt man die Bräute Christi, Mönche sind gleichgestellt mit ihnen … Also wenn man das jetzt wörtlich nimmt, ist es auch wieder eine Homo -Ehe. Andererseits ist von Eigenliebe die Rede, aber wenn man diese teilt, ist es doch viel schöner und es spielt keine Rolle mit wem wir sie teilen. Das wichtige daran ist, das wir sie teilen, das wir bereit sind zum Teilen“

„Frauen …“, schnaufte das Bett jetzt. „Ihr habt immer soviel Fragen und habt auch gleich die euch genehmen Antworten darauf.“

Leandrah lächelte. „Das liegt daran, dass uns so viele Jahre der Mund verboten wurde, unsere Meinungen und Ansichten nicht gefragt wurden. Das die Bestimmung bei den Männern lag. Unsere Aufgaben bezogen sich auf die der drei „Ks: das Kinderkriegen, die Küche und die Kirche. Allerdings durften wir auch Feld- und Stallarbeit verrichten.

Wir Frauen haben mehr drauf, als nur die drei „Ks. Das haben wir auch schon vielerorts bewiesen. Wir sind auch nicht mehr bereit, uns von irgendwelchen weltfremden Männern unser Leben bestimmen zu lassen.

Uns hat Gott ja schließlich das Gefühl eingepflanzt und das lassen wir uns erst recht nicht unterdrücken. Gott ist schließlich von überallher erreichbar, da muss ich nicht in ein Haus gehen, das sich das Haus Gottes nennt, für das ich Steuern zahlen muss, um dann noch zu hören: „Meine Tochter was ihr tut, ist nicht im Sinne des Herrn.“

Gott sei Dank bin ich ja evangelisch, mmh gewesen“, sagte Leandrah. „Ich habe mich von der Kirche gelöst, nicht jedoch von Gott, denn ich glaube der direkte Kontakt zu ihm ist besser.“

„Erzähl uns deine Geschichte“, bat Bastian jetzt. „Wir haben auch nicht mehr alle Zeit der Welt, müssen noch packen und wollen uns noch mit Freunden treffen und dann zum Flughafen. Ich verspreche euch, wir kommen wieder.“

„Schön“, sagte die Matratze. „Dann erlebe ich Euch sicher noch.“

„Also wie gesagt, oft kommen geweihte Priester hier in Rom an und bitten um Aufhebung des Zölibats, weil sie schwach geworden sind bei einer Frau die Ihnen den Haushalt führt, oder eine Kollegin in der Schule in der sie Religionsunterricht geben. Manchmal sind es auch einfach nur Frauen aus der Gemeinde, die sich stark engagieren, alles dies nur, um einen Mann der geschworen hat keusch zu bleiben, auf den falschen Pfad zu bringen“, fuhr das Bett anklagend fort.

„Oh ja, die Männer sind ja so unschuldig daran“, fauchte Leandrah zurück. „Immer sollen wir Frauen die des Teufels sein und die Männer die Unschuldslämmer.“

„Schon in der Bibel …“, sprach das Bett entrüstet. „… wurde der Mann von einer Frau verleitet in den Apfel zu beißen.“

„Ich weiß“, sagte Leandrah ganz leise. „Das wird uns ja bei jeder Gelegenheit vorgehalten. Ist es aber nicht so, dass der Mann einfach zu schwach war und so den Verlockungen die Frau anbietet, zu widerstehen? Er hatte ja gar nicht den Mut „Nein“ zu sagen. Das ist heute noch so. Geht eine junge hübsche Frau, mit

kurzem Rock, Nylons und High Heels vor einem Mann entlang, kann er sich auch selten zurückhalten und jede Wette auch ohne Schlange im Hintergrund, wenn diese ihm eine Erdbeere anbieten würde, würde er sie annehmen.“

„Männer sind das starke Geschlecht“, trumpfte das Bett auf.

„Du musst dein Weltbild mal erneuern“, ermahnte Leandrah das Bett. „Männer sind sicher untereinander am Stammtisch stark, auch wenn sie uns beim Auto reparieren helfen können oder wenn der Computer versagt. Aber ansonsten liebes Bett, hast du noch nie einen kranken Mann beherbergt, die sind beim Schnupfen ja schon sterbenskrank, denen hätte Gott niemals die Aufgabe übergeben können, die Babys zu bekommen. Frauen sind vielseitiger, stärker.“

Das Bett sprach jetzt Bastian an: „Das lässt du dir gefallen?“

„Wo sie Recht hat, hat sie Recht“, sagte Bastian. „Das Temperament geht öfter mit ihr durch, aber im Großen und Ganzen hat sie schon Recht.“

„Wie dem auch sei …“ Das Bett fand wieder zu seiner Geschichte zurück. „Es war so um 1860, Papst Pius der IX war der Hohe Herr des Vatikans. Und wieder einmal waren einige Priester aus aller Herren Länder hier vorständig, hatten eine Audienz beim Papst.

Dieser Priester hier, Pater Bernhard, hatte seine Mutter und eine von ihm geschwängerte Frau dabei. Eine sehr schöne zierliche Frau. Sie sah aus wie eine Elfe“, schwärmte das Bett. „Die Mutter, eine Gräfin von der Lohen. Sie hatte nur noch diesen einen Sohn. Die anderen drei waren Krankheiten erlegen, nur ihr Jüngster war ihr geblieben und den hatte sie an die Kirche verloren. Sie stand ganz allein mit dem Herrenhaus, dem Gutshof sowie den Ländereien und hätte ihn so sehr gebraucht. Dazu jetzt diese junge Frau, diese große Liebe, es würde wieder Leben auf dem Schloss geben. Wenn ja, wenn der Papst ihren Sohn freigab. Unentwegt betete sie dafür. Nur musste diese Verbindung abgesegnet sein, damit dieses zu erwartende Kind einmal erbberechtigt war. Sie hofften auf die Gnade des Papstes.“

„Und?“, fragte Bastian.

„Nun“, sagte das Bett. „Alle Priester die eine Audienz beim Papst hatten versammelten sich im Garten. Warteten dort auf ihren Aufruf. Die Gräfin hatte sich ebenfalls eine Audienz geben lassen und war sogar vor allen anderen dran. Denn ihre Familie hatte zu allen Zeiten immer große Teile des Vermögens an die katholische Kirche gestiftet. Sie bat auf Knien und unter Tränen den Papst ihren Sohn wieder freizugeben. Sie habe nur den noch diesen einen. „Heiliger Vater, ich bitte Euch, gebt mir meinen Jungen wieder frei so dass er sein Erbe antreten und den Namen weitergeben kann.“

„Ihr hattet vier Kinder?“

„Ja heiliger Vater, aber Gott hat sie bis auf diesen einen, alle zu sich genommen. Mein Mann ist vor Gram darüber vor zwei Jahren verstorben und ich stehe jetzt allein. Seit Jahrhunderten sind das Schloss sowie das Gut in Familienbesitz.“

„Wenn Ihr keine erbberechtigte Nachkommenschaft habt, fällt also euer Anwesen an die Kirche?“, fragte der Papst.

Die Gräfin traute ihren Ohren nicht, hatte er ihr überhaupt zugehört? Oder ging es ihm wirklich nur darum den Landbesitz der Kirche mit ihren weitschweifenden Ländereien und Grundbesitz zu vergrößern?

„Heiliger Vater …“, begann sie erneut.

Sie wurde unterbrochen. „Euer Sohn hat sich der Kirche Gottes verpflichtet.“

„Gott kann mir nicht alles nehmen“, schrie sie auf.

Die Audienz war beendet und sie wurde wieder nach draußen geführt.

Unter den Wartenden erspähte sie ihren Sohn, eilte auf ihn zu, sprach auf ihn ein.

Sie gingen gemeinsam wieder aus dem Garten zurück, hier in dieses Zimmer. Ihm war klar, dass er mit seinem Wunsch aus dem Zölibat entlassen zu werden scheitern würde.

Er schloss die junge Frau weinend in seine Arme.

„Wir werden eine Lösung finden“, sagte die Gräfin. Der Geldhahn wird zugedreht für diese unmenschliche Kirche.

Aber was dann weiter passiert ist, entzieht sich meiner Kenntnis“, sagte das Bett bedauernd. leider.

Leandrah lag ganz still auf dem Bett. „Du willst wissen wie es weiterging?“, fragte sie dann leise.

Ihre Stimme veränderte sich. Bastian ließ sie los, sie drehte sich aus seinem Arm heraus, legte sich stattdessen auf den Rücken begann mit dieser fremden Stimme zu sprechen.

„Wir verließen das Hotel und fuhren mit der Kutsche wieder Richtung Heimat. Die Gräfin wirkte in sich gekehrt, so als wenn sie über etwas nachdachte. Auch die nächsten Tage verhielt sie sich auffallend ruhig.

Bernhard kehrte in sein Pfarrhaus zurück und ich widmete mich meiner Arbeit als Töpferin.

Dann ließ mich die Gräfin ins Schloss rufen und dort erklärte sie mir, sie habe jetzt über alles gründlich nachgedacht und sich folgendes überlegt. Sie wollte mich, da meine Eltern schon seit zehn Jahren tot waren, an Kindes statt annehmen, wie eine verlorene Tochter mit allen Rechten und Pflichten, so dass das Kind das in meinen Bauch wuchs, das Kind ihres Sohnes ein sicheres zuhause hatte. Ohne Erbe fiele der Besitz an die Kirche. Etwas was sie jetzt mit allen Mitteln bekämpfte. Ich war evangelisch, die Gräfin katholisch. Sie hatte schon mit dem evangelischen Pastor gesprochen sie wollte konvertieren. Ja, die Gräfin machte Nägel mit ganzen Köpfen. Als ich mein Einverständnis nach reiflichen Überlegen gab, so dass mein Kind, das ansonsten Kind aus einer Beziehung mit einem Priester keinerlei Rechte hatte, in die Rechte der Erbfolge so als wenn Bernhard der Gutsohn war, eintrat. Ich habe es mir nicht leicht gemacht, die Gräfin hat immer wieder mit mir geredet, zugeredet, bis ich einsah, sie hat recht. Mit meinen Töpfern verdiente ich schon noch mein Geld, denn ich war eine gute Töpferin, man kam von weither um meine Sachen zu kaufen die auch von Hand bemalt waren. Aber wie würde es sein mit dem Makel eines unehelichen Kindes, eines Kindes wo man schnell munkeln würde wer der Vater wohl sei. Unsere Zeit gab der Frau die Schuld und die lieben Mitmenschen würden mit Häme auf mein Kind zeigen, ein Kind der verbotenen Liebe. Und damit würde auch mein kleiner Handel sich in Wohlgefallen auflösen. Meine Arbeit, die ja nicht schlechter dadurch wurde, geächtet, weil ich mich durch das uneheliche Kind an den Rand der Gesellschaft stellte.

Und mit diesen Wort, „Bett-ge-flü-ster“, wird auch der zweite Teil wieder anfangen.

Ich weiß, hier in der Geschichte, die in zwei Etappen gegliedert ist, sind einige Fragen offen geblieben.

Zum Beispiel:

Warum konnte Leandrah innerhalb kurzer Zeit so perfekt mit dem Kö umgehen?

Musketiere?

Die Geschichte der Gräfin von Lohen?

Die Freundschaftsringe, welche Auswirkungen haben sie noch?

Anja? warum schlief sie so ohne weiteres mit Bastian

Die Auflösungen dazu folgen im zweiten Teil.

Im zweiten Teil der Geschichte, soviel kann ich schon verraten, geht es mehr in die finstere Zeit Deutschlands. Es wird um Liebe, Verrat, Intrige und Freundschaft gehen. Damit es jedoch nicht zu tief ins Abgründige geht, sind immer wieder auch Eskapaden, Erinnerungen an eine unbeschwerte Jugend, an Streiche und Erlebnisse dieser Zeit nachzulesen. Mystik verwoben mit Geschichtlichen. Re-Inkarnation. Selbstkritische Ansätze die nicht ausbleiben.

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Christa Helling

Vorwort

LESEPROBEN:

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