Weißt du noch...? - Leseprobe - Klingelingeling

Klingellingeling

Auch etwas, was ich noch aus meiner Kindheit kenne, sind die regelmäßigen Klingeln der Lumpensammler, die auf die Höfe kamen, um nach Eisen, Lumpen und anderem nachzufragen. In der Regel gab es dafür ein kleines Handgeld. Man war etwas los geworden, und es gab Herrn Hemmelmann. Bei dem gaben wir Kinder tote Tiere ab, die wir fanden, auch tote Vögel. Für einen toten Spatzen gab es einen Groschen erinnere ich mich. Für eine tote Ratte zwei Groschen. Was er mit den Tieren machte, keine Ahnung. Vielleicht war es ja auch nur, damit sie nicht irgendwo herumlagen.

Als ich die ersten drei Monate meiner Berliner Zeit in Spandau, in der Bismarckstraße wohnte, erlebte ich noch einen Nachtwächter, der nachts rufend durch die Straßen zog, das war 1984.

Bei uns im Dorf gab es noch viele Jahre einen Ausrufer, der auf seinem Fahrrad durchs Dorf fuhr, seine Glocke schwang und zu Gemeindeversammlungen einlud. Oder etwas bekannt gab, wie einst ein Herold.

Donnerstags klingelte das Fischauto und mein Ur-Opa holte sich da immer seine Heringe. Meine Mutter aß auch gern Fisch. - Opa mütterlicherseits und sein Bruder legten Reusen in der Weser aus und fingen Aale und Hechte, Barsche und auch mal Forellen. Nachdem ich mal einen Aal gesehen hatte, der sich in der Pfanne noch drehte, habe ich keinen mehr essen wollen. Aber die beiden haben auch Fisch geräuchert. - Vom Fischauto aber mal ein Rotbarschfilet oder Seelachsfilet, habe ich schon mal mitgegessen, allerdings wurden wir immer daran erinnert, vorsichtig zu essen, wegen der Gräten. Meine Mutter liebte Schillerlocken.

Irgendwann tauchte auch mal ein Eisauto auf. Das kam aus Gimte. So eine Art Variant, dessen Kofferraum geöffnet wurde und ich glaube mich erinnern zu können, vier oder fünf Eissorten hatte er immer dabei. Waldmeister, oh vor einigen Jahren habe ich den Geschmack meiner Kindheit damit wieder endeckt. Zehn Pfennig für eine Kugel, wenn meine Erinnerung mich nicht täuscht.

Die Bürstenonkel traten einfach ein, nach einem kurzen Anklopfen. Hatten ihre Waren dabei. Besen und Bürsten konnte man immer gebrauchen. Außerdem bekamen sie Kaffee und Kuchen vorgesetzt hie und da, und sie konnte was erzählen, sie kamen herum und nahmen dann auch wieder etwas mit, zum Erzählen.

Die Scheren - und Messerschleifer. Auch sie sind immer von Ort zu Ort in regelmäßigen Abständen gezogen.

Der Seifenonkel ... so nannten wir ihn, kam aus Vaake, wie meine Tante erzählte. Er brachte Schmieröle, Kernseife in großen Blöcken, Schmierseife in Eimern in seinem LKW mit. Nahm Bestellungen auf.

In Berlin - Schöneberg gab es bis vor ein paar Jahren noch einen Eierwagen, der durch die kleinen Seitenstraßen fuhr. ©

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Christa Helling

Vorwort

Leseproben

Kindheits-Erinnerungen querbeet - Gummitwist

Erinnerungen querbeet - gewonnene Erkenntnisse

Erinnnerungen querbeet - Tante Martha

Nachwort und Rückentext