Weißt du noch...? - Leseprobe - Erkenntnisse
Erinnerungen querbeet - gewonnene Erkenntnisse
Im Landwirtschaftlichen war mein Vater in vielem weiter als andere, er hat auch mit zwei anderen im Dorf einige Gerätschaften zusammen gekauft. Das stellte sich jedoch als Fehler heraus, denn im Winter stand alles bei uns in der Scheune und wenn es dann an der Zeit war, dass die Teile eingesetzt wurden, waren die anderen beiden immer fix dabei, sich die Geräte schnell zu sichern. Sorgfältiger Umgang damit war von denen auch nicht zu erwarten, denn wenn wir die Gerätschaften wieder bekamen, waren sie oft defekt und für uns dann eben nicht gleich nutzbar. Mein Vater kochte vor Wut, fuhr dann zu Onkel Albert nach Bühren oder ließ ihn kommen, damit er es reparieren konnte. Irgendwie hatte die beiden anderen aber einen Riecher dafür, dass das Teil wieder in Ordnung war und kamen sofort wieder an, aber da benutzte mein Vater es erst mal. Also das muss ich sagen, er ging sehr sorgsam mit seinen Geräten um. Die Rechnung musste allerdings jedes Mal mein Vater zahlen, die anderen beiden sahen nicht ein, dass sie einen Teil davon übernehmen sollten. Somit hatte mein Vater eine Lektion gelernt und danach keine Kaufgemeinschaft mehr gemacht. Aus diesen Erfahrungen heraus auch keine Maschinen mehr verliehen.
Auch bei mir halten Dinge lange. Ich habe immer noch meine erste Kaffeemaschine aus meiner ersten Wohnung, eine Krups, genau wie der Mixer. Solange die ihren Dienst tun, sehe ich nicht ein, warum ich mich von Ihnen trennen soll.
Viele Dinge, die ich mir im Laufe des Lebens angeschafft hatte, habe, weil ich dachte, ich muss sie haben, weil alle sie haben, habe ich nach einer gewissen Zeit immer nur im Schrank stehen gehabt. Sie waren nur wenige Male benutzt. Es war einfach zu umständlich, sie auszupacken, aufzubauen, zusammenzusetzen zu benutzten, dann wieder auseinander zu bauen, abwaschen, abtrocknen, wieder zusammenbauen und wegpacken, zu aufwendig.
Viel Geld hätte ich sparen können, wenn ich diesen unnützen Kram nicht gekauft hätte. Das ist, denke ich heute, so eine Erscheinung der Zeit, man möchte das Alte loswerden und mithalten mit dem Neuem. Dabei stellt man dann nach und nach fest, dass man das alles gar nicht braucht. Inzwischen benutze ich selbst für einen Rührteig nur noch einen Rührlöffel und nicht einmal mehr den Mixer. Verrückt, wie einfach das Ganze zu handhaben ist.
Es erstaunt mich immer, wie viele Zusatzteilchen sich mittlerweile im Backzutaten -Regal befinden, das habe ich zu Kindergeburtstagen auch anders lösen können. Improvisieren, wenn mal eine Zutat fehlte, was soll 's, geschmeckt hat es, den Gästen wurde die Zutatenliste nicht vorgelegt.
Wenn es immer mehr in die Richtung geht, nicht mehr zu überlegen, was man anstelle von nimmt ... Wie soll man da sein Gehirn noch anstrengen .... Logisch, dass dann einiges auf der Strecke bleibt. Oder huch, ich muss noch mal schnell in den Supermarkt, ich habe was vergessen, der hat ja noch offen. Habe ich nicht gemacht. Eher bei den Nachbarn mal geklingelt, gefragt, die Situation kurz erklärt. War kein Problem. Ein Stück Kuchen als Belohnung zurück, kam stets gut an. Gute Nachbarschaft ist wichtig.
So umfangreiche Kuchen und Torten, wie sie auf Youtube oder in diesen Backsendungen gezeigt werden. Mal im Ernst, wenn so was auf dem Tisch steht, traut sich doch kaum einer, die anzuschneiden. Bloß um damit anzugeben, solch ein Machwerk auf dem Tisch stehen zu haben, das ist es nicht wert. Vor allem den Zeitfaktor dafür sollte man nicht unterschätzen. Fix und fertig ist man danach und soll dann, wenn die Gäste kommen, noch gute Laune haben. Das, was ich backe, soll in erster Linie schmecken und nicht nur angestarrt werden oder auf den Social Medias als Hingucker eingestellt werden.
Das heißt, einmal habe ich es auch gebracht zu einem Geburtstag von mir, ich hatte angeregt durch die neuen Dr. Oetker Backbücher der Modetorten sieben Torten gebacken. Wahnsinn, wirklich. Sie sind auch alle gut geworden, schmeckten auch. Das Problem war, alle fingen mit der "Gib mir die Kugel" Torte an. Darin waren sechzehn Ferrero Rocher. Alle waren danach pappsatt. Ging gar nichts mehr. Von den restlichen sechs Torten packte ich ihnen später je ein Stück ein. Etwas für die Familie habe ich zurückbehalten und den Rest verteilte ich an die Nachbarn. Ach ja, und zu dem Geburtstag hatte ich acht gleiche Blumensträuße bekommen von meinen Freundinnen. Alle waren bei Regina gewesen, um sich dort den Blumenstrauß für mich binden zu lassen und alle wollten dem grauen Februar Farbe schenken. Mal kleiner, mal größer, aber alle gleich standen sie da. Verrückt, aber so war das.
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