Weißt du noch...? - Leseprobe - Erinnerungen querbeet - Tante Martha
Bei Onkel Robert, das war der Vater von Tante Martha und die waren Nachbarn, haben meine Schwester und ich immer freiwillig die Holzscheite schön säuberlich im Holzschuppen aufgeschichtet. Es gab hinterher immer ein Fünfmarkstück.
Zuhause mussten wir das machen, sobald Papa oder Opa mit dem Holzhacken angefangen haben. Hier gab es nichts, nur Schimpfe, wenn mal was umfiel. Ich weiß noch, was ich mir von den fünf Mark kaufte und zwar mein erstes Deo und das war 8 x4. Ich könnte, wenn es unseren Sparmarkt noch gäbe, genau sagen, wo es gestanden hat. Ich bin der Marke treu geblieben, bis heute.
Tante Martha hatte dann eine Weile ein Zimmer in ihrem Haus als Bäcker Ersatzladen, nachdem der Bäcker des Dorfes gestorben war und dort verkaufte sie die Backwaren der Bäckerei Spieß aus Dransfeld. Viel später dann hatte der sein Bäckerauto angeschafft und kam an zwei Tagen die Woche so gegen 10:00 Uhr an verschiedenen Punkten des Dorfes angefahren und verkaufte aus dem Auto heraus.
Auf einem alten Tisch standen bei Tante Martha diese Gläser mit den einzelnen Süßigkeiten, Lakritzschnecken fünf Pfennig, dann Lakritzpfeifen mit rosa oder weißer Schaumkrone darauf. Lutscher, Storck Riesen, da waren entweder fünf Stück in einem Riegel oder es gab Sahnebonbons einzeln für zwei Pfennig das Stück. Klebten diese bei sommerlichen Temperaturen zusammen und waren nicht mehr trennbar, machte sie ihr Küchenfenster zu unserem Hof hin auf und rief Titta, komm mal ans Fenster.
Titta, so habe ich mich laut meiner Mutter selbst genannt, weil ich Christa nicht aussprechen konnte, als ich mit dem Sprechen anfing. Das ist dann bei einigen hängen geblieben. Für Tante Martha all die Jahre noch wenn wir uns dann sahen ... Titta.
Diese verklebten Bonbons waren dann die unsrigen. Überhaupt - vom kleinen Vorsprung am Haus war das Küchenfenster war gut erreichbar, später bekam ich die" Heim & Welt" von ihr und den" Stern", den ihre Kinder, die bereits studierten, lasen.
Denn im "Stern" war damals noch die Kinder Sternseite "Sternchen". Kinder haben Sternchen gern - Sternchen ist das Kind vom Stern und da gab es Julio und sein Gummipferd drin. Immer eine kleine Comic Geschichte, auf die ich mich jede Woche freute. - Und ja, auch dem" Stern" bin ich treu geblieben, trotz des Flops der Hitler Tagebücher, die sich auf die Art und Weise wie sie im "Stern" dargestellt wurden, gut zu lesen waren.
Von meinem späteren Nachbarn Peter, einem Jurastudenten, hatte ich mal" Mein Kampf" zu lesen bekommen, es war langweilig, ich habe es nicht durchgelesen, sondern nach ein paar Tagen zurück gegeben, es reizte mich einfach nicht.
Noch etwas ist mit den gefälschten Hitler Tagebüchern vom "Stern" entstanden. Der Film "Schtonk" und das ist eine echte Bereicherung des wirklich guten deutschen Films, einige Szenen sind unauslöschlich in Gedanken geblieben.
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Christa Helling
LESEPROBEN
Kindheits-Erinnerungen querbeet - Gummitwist