DEZEMBER - Leseproben .... Iris Version ....

Das schusslige Christkind

Wie würde Iris die Geschichte wohl im Radio erzählen?

Das schusslige Christkind

„Wer kommt denn zu euch so nach Hause, kommt der Weihnachtsmann oder kommt das Christkind?“, würde sie wohl fragen.

„Also zu mir kam früher immer der Weihnachtsmann und der verlangte immer bevor er seinen großen Sack auspackte ein Gedicht. Mit einen kleinen Vierzeiler hat er sich auch nicht zufrieden gegeben, es musste ein langes Gedicht sein. Das fand ich nicht toll, allerdings wollte ich natürlich auch wissen was von meinem Wunschzettel, sich tatsächlich erfüllt hatte und das hieß in den sauren Apfel beißen und auswendig lernen. Wenn er dann bei uns ins Wohnzimmer polterte, ja polterte, wenn ich mal so laut daher kam hieß es immer: „Kannst du nicht etwas leiser sein?“

Aber der durfte das. Na ja, er hatte den großen Sack dabei und wie gesagt, ich wollte wissen was von meinem Wunschzettel es denn da hineingeschafft hatte. Mein Vater dann immer: „Lieber Weihnachtsmann, ich heiße dich willkommen, was verschafft uns die Ehre deines Besuchs?“

Der Weihnachtsmann grüßte zurück, nickte jedem Familienmitglied zu, bis sein Blick auf mich fiel und er mit tiefer Stimme verlauten ließ: „Ich habe Post bekommen. Einen langen Brief mit vielen Wünschen, unzureichend frankiert und sehr unleserlich. Auch das Bitte und Danke war so schien es, gerade noch nachträglich zugefügt und da wollte ich doch mal gucken, was die kleine Iris sich dabeigedacht hat. Nun ich höre…““

Er schaute sie aufmerksam an. Sie stand da mit ihren schicken grünen Kleidchen, das ihre grünen Augen hervorhob und der dunkelgrünen Strumpfhose mit den schwarzen Lackschuhen, oh wie sie die hasste, da musste man immer so vorsichtig mit sein. Keck schaute sie nach oben, ihm direkt ins Gesicht und erklärte ihm, dass sie extra so eine lange Liste geschrieben habe, weil sie in den letzten zwei Jahren die Erfahrung gemacht habe, dass nicht alles was sie auf ihren Wunschzettel geschrieben habe, angekommen sei.

Deshalb die lange Liste, da würde dann sicher all das in seinem Sack sein was ihr wirklich wichtig sei, denn sie habe vorsichtshalber jedes mal eine Kopie des Wunschzettels gemacht und nachher durchgestrichen was angekommen war. Auf dieser Basis habe sie dann auf den langen Wunschzettel ihre Wünsche offengelegt.

„So, so das also hast du dir dabei gedacht…“ Das Schmunzeln seinerseits war ihr nicht entgangen.

„Aber warum so unleserlich?“, fragte er nach.

„Ich war müde, immerhin gehe ich zur Schule und muss Hausaufgaben machen und spielen ist auch wichtig, dabei habe ich…“ Jetzt wirkte sie zerknirscht. „… die Zeit vergessen und ihn auf den allerletzten Drücker geschrieben denn ich wollte ja meine Wünsche zu Weihnachten erfüllt bekommen und wenn man, wie Papa gesagt hat den Termin verpasst, weil du…“ Sie piekste ihn mit dem Zeigefinger auf seinen Bauch. „… sonst das nicht alles gebacken bekommst, dann gibt es nichts. Das wollte ich vermeiden. Ich habe dann eine Briefmarke darauf geklebt und den Brief aufs Fensterbrett gelegt, wo ihn deine Wichtel dann wohl abgeholt haben.“

„Eigentlich hätte ich auch auf die Briefmarke verzichten können wenn er so abgeholt wurde. Ich habe nämlich Mama von meinem Taschengeld noch das Geld für die Briefmarke auf ihren Schreibtisch gelegt und jetzt…“ Sie redete sich so langsam um Kopf und Kragen. „… jetzt sagst du, der ist nicht ausreichend frankiert.“

Sie war wütend. In dem Moment vergaß sie, dass es Weihnachten war, dass der Weihnachtsmann mit seinem großen Sack hier bei ihr im Wohnzimmer stand und sie mit funkelnden Augen betrachtete.

„Bist du jetzt fertig Iris?“, fragte er.

„Nein“, fauchte sie ihn an. „Du hast da noch etwas angemerkt und das klären wir jetzt auch.“

Die Mutter und die Oma versuchten sie noch zurückzuhalten, aber zu spät, sie hatte den Weihnachtsmann umrundet und zog jetzt an seinem Mantel, zog ihn Richtung Tür öffnete diese und sagte ganz laut und deutlich: „Geh jetzt bitte und wenn du die Tür hinter dir zugemacht hast, dann bekommst du auch das Danke hinter her.“ Ihre Eltern waren sprachlos, Oma schlug die Hände über den Kopf zusammen. Der Weihnachtsmann war draußen und sie schrie das „Danke!“ hinterher mit den Worten: „War das jetzt deutlich?“

„Weißt du Iris was du gerade gemacht hast?“, fragte ihr Opa fassungslos.

„Ja“, sagte sie. „Ich habe BITTE und DANKE deutlich zum Ausdruck gebracht.“

© alle Rechte vorbehalten 22. Oktober 2017

weiter gehts im Buch DEZEMBER – (be)sinnliche Zeit

Natürlich gibt es Anjas Version des schussligen Christkindes auch noch.

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Christa Helling

 Vorwort 

LESEPROBEN:

 Weihnachtsmann sucht ....

Das erste Weihnachtsgeld

Anja's Version vom Schussligen Christkind

Der letzte Tannenbaum

Rückentext