DER SCHLÜSSEL - Leseprobe 2 - aus Mittendrin ...

 

aus Mittendrin ... 

„Wo aber…“, fragte sie. „… habt ihr, also, als du klein warst, gewohnt, ihr werdet ja nicht in der Wohnung gewohnt haben, in der Alexander mit Isabella gewohnt hat?“

„Das war eine Altbauwohnung?“, fragte Simon.

„Ja“, bestätigte Malon. „Zuerst haben wir da sogar alle drin gewohnt, zumindest solange unser Studium dauerte, und wir uns, bis eben auf Sonja und Leandrah dann so langsam abgeseilt haben um unser eigenes Reich zu beziehen.“

„Nein, da haben wir nicht gewohnt. Meine Mutter hatte ein kleines verwunschenes Häuschen mit einem zauberhaften Garten gefunden, der Besitzer hatte es leider nur vermietet. Es war allerdings ein Paradies für mich, dort aufzuwachsen, da es viel Platz zum Endecken und stöbern gab. Mit Sascha waren wir auch oft da und er hat es geliebt. Meine Iris liebte es auch sehr und nach Helenas Tod haben wir sogar versucht es zu kaufen, weil es wie eine Oase wirkte. Leider war der Sohn des Besitzers davon nicht angetan.“

„Hast du Bilder davon?“, fragte Malon.

„Ja schon, aber nicht hier. Ich konnte ja nicht ahnen …“

Sascha sagte: „Warte.“ Er holte seinen Laptop und öffnete einen Ordner auf dem Privat stand. „Ich war vor ein paar Jahren wieder mal da“, erzählte er. „Auch mit dem Hintergedanken das Häuschen doch noch zu erwerben für mich, da es viele schöne Erinnerungen barg. Ich stellte es mir schön vor, meine Eltern dort wohnen zu haben. Bedauerlicherweise war es mittlerweile verkauft worden. Ich konnte jedoch einen Blick in den Garten werfen und muss zugeben, wer immer jetzt hier wohnte, hatte dem Haus und dem Garten seinen ganz individuellen Stempel aufgesetzt. Es war einfach zauberhaft. Wartet, ich zeige euch die Bilder mal, dann werdet ihr mich verstehen.“

Er klickte an … das erste Bild öffnete sich.

Malon, Anja, Leandrah und Erik starrten fassungslos darauf. Das durfte nicht wahr sein, das nicht.

„Oh, bitte nicht“, stöhnte Anja auf, blickte zu Erik, der ebenfalls darauf starrte, die Augen schloss und schluckte. Sascha, der das seltsame Gebaren der Freunde nicht registrierte, und Ben und Bastian, die es nicht verstanden. Bild um Bild zeigte Sascha stolz, dann fragend: „Ist es nicht zauberhaft?“

Malon hatte die Hände vor das Gesicht geschlagen, Erik stand auf und zog sie hoch, hielt sie fest in seinen Armen. Beide wussten mit ihrer Erschütterung kaum um zugehen. Anja war blass, Malon zog sie zu sich hoch, umarmte die Freundin. Leandrah war aufgestanden und schaute zum Fenster raus. Ihre Schultern zuckten hilflos. Bastian der jetzt aufstand und hinter sie trat, fragte mit rauer Stimme: „Könnt ihr vielleicht mal erklären, was euer Verhalten uns anderen anscheinend nicht involvierten, sagen soll?“

Leandrah schüttelte den Kopf … Brachte kein Wort heraus, zu ungeheuerlich war das so im Zusammenhang. Sonja, die in Varlosen auch gerade ihren Laptop anhatte und über Malons die derzeitige Situation gesendet bekam, stand stocksteif.

„Nein“, flüsterte diese. „Nein, bitte nicht.“

„Was ist?“, fragte ihre Mutter besorgt. Sonja drückte ihr Gesicht an den Hals ihrer Mutter und flüsterte ihr, um was es ging. Jetzt sank auch diese auf einen Stuhl.

„Das ist hart, wie wird sie damit umgehen? Wie wird sie das überstehen?“

Ben sprach Erik an. „Du scheinst etwas zu wissen, was wir nicht wissen, klär uns bitte auf.“

Erik versuchte zu sprechen, es gelang ihm nicht. Er räusperte sich, räusperte sich wieder. „Iris wohnt dort“, sagte er dann tonlos.

Ben schluckte. „Woher willst du das wissen?“

„Ich war, wie du dich vielleicht erinnern kannst, gestern mit Erik dort um ein paar Sachen für Iris zusammen zu suchen, daher hat er Haus und Garten gesehen“, erklärte Anja jetzt. „Wir Freundinnen haben, wenn uns Iris einlud, wenn sie wieder etwas daran gemacht hatte, und sie es uns zeigen wollte, viele vergnügliche Stunden dort zugebracht. Iris ist total vernarrt in ihr kleines verwunschenes Häuschen samt Garten, so vernarrt, dass sie selbst uns keinen Schlüssel für eventuelle Blumenpflege wenn sie verreist ist, überlässt. Lieber rupft sie alles raus und pflanzt etwas neues mit den Worten, das muss so sein.“

„Oh mein Gott“, konnte sich Ben jetzt auch nicht verkneifen. „Das darf nicht wahr sein, das ist …“

Er suchte nach Worten.

„… grausam“, beendete Bastian seinen Satz.

„Wie gut, dass sie jetzt nicht dabei ist“, flüsterte Leandrah. „Wir kommen aber nicht umhin es ihr zu sagen“, meinte Bastian.

„Nicht heute und nicht morgen“, wehrten Malon und Anja ab. Ben gab ihnen recht.

Simon und Sascha hatten bisher still dagesessen, ebenfalls fassungslos.

„Irgendwie logisch“, meinte Simon nach einer Weile. „Sie hat so viele Ähnlichkeiten mit meiner Mutter, dass es schon fast merkwürdig angemutet hätte, wenn es anders gewesen wäre.“

„Nein.“ Malon fuhr diesmal außer sich herum. „Iris ist auf ihre Art ein lebenslustiger kleiner Kobold, den wir alle mögen, sie gehört zu uns, sie ist so warmherzig, klug, immer für andere da wenn man sie braucht, sie kann so wunderschöne Naturbeschreibungen liefern wie kaum jemand, manchmal chaotisch wie jede von uns … Sie hat nichts mit Helena zu tun. Nichts, nichts, nichts.“

Dann brach Malon zusammen. Erik fing sie gerade noch auf. So hatte er sie noch nie erlebt.

„Das unterstreiche ich“, sagte Anja da.

„Ich auch“, kam es vom Fenster her. Ben schaute die drei Frauen der Reihe nach an. „Ihr habt mit jedem Wort recht“, sagte er dann langsam. „Das können wir alle mittlerweise bestätigen. Und glaubt mir, auch mir tut das in der Seele weh, was jetzt wieder herausgekommen ist, wir sollten jedoch sachlich bleiben wenn wir die ganze Sache weiter aufklären wollen. Fakt ist auch, was Simon sagte, Iris hat sehr viele Berührungspunkte mit Helena. Wenn das jetzt ihr zu Hause ist, dann hat sie sehr wohl viel mit der Helena zu tun, die Simon und Sascha kennengelernt haben, nämlich die gute Seite von ihr, die Seite, die zutage trat als sie das erste Mal mit einem Wesen konfrontiert wurde, das sie ohne Wenn und aber liebte, ihren Sohn.©

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Christa Helling

Vorwort

LESEPROBEN:

Iris trifft auf die Rosenthals 

Malon's Eingebung

Malon's Gefühl

Helenas ausgeklügelte Rache

Rückentext