DAS FENSTER ZUM INNENHOF - Leseprobe 2 - aus Mittendrin

 

eine weitere Szene 

„So, jetzt raus hier, und ab zum Auto, damit wir den Nachmittag an der ‚Leine‘ genießen können.“ Anja wollte Jonas‘ bohrenden Fragen aus dem Weg gehen.

Im Innenhof Tim, der mit einer Freundin Seifenblasen machte. Jonas hielt an, auch

Anja und Bernd. Und das alte Ehepaar, das vom Einkaufen zurück kam.
„Schau,“ sagte sie, „Seifenblasen – ist das nicht immer wieder schön, mit welcher

Leichtigkeit sie sich sorglos in die Lüfte erheben… Die einen schimmernd,

durchsichtig, so filigran, wie Träume, die zerplatzen können… Und doch nimmt jedes Kind diesen Zauber mit ins Erwachsenenleben.“

„Ja“, sagte er, „und es gibt kaum jemanden, der nicht stehenbleibt, wenn ein Kind mit dem Pustefix in der Hand diesen zauberhaften Wunderwerken nur mit Pusten oder Blasen Leben einhaucht. Sicher, vergängliches Leben, aber diese wenigen Augenblicke schenken uns Glücksmomente, bringen den Zauber der Kindheit, der Wünsche und Träume wieder näher. Egal wie traurig man ist, beim Zusehen, wie sie leicht in der Luft tanzen, wirbeln, schweben, zaubert es doch ein Lächeln ins Gesicht.“

Beistimmendes Lächeln folgte auf diese Worte.

Tim und seine Freundin strahlten ebenfalls um die Wette, versuchten groß und größere zu pusten, genossen das Publikum.

„Gib mal her“, sagte Anja da zu Tim.

„Kannst Du das denn auch?“

„Klar! Das ist etwas, das man nie verlernt, aber pass mal auf, was Jonas und ich gleich machen.“

Tim gab seins Anja. Das Mädchen, etwas zögernd fragend: „Wer ist denn Jonas?“

„Ich“, sagte dieser lächelnd.

„Hier…“

„Na dann zeigt mal.“

Anja pustete, fing die Blase wieder ein, und Jonas setzte eine andere daran. Anja ließ sie wieder los, fing sie wieder ein, und Jonas setzte an einer anderen Stelle wieder eine dran, so lange, bis es wie eine Blume aussah.

„TOLL!“ Tim war beeindruckt.

Anja reichte dass Pustefix der alten Dame. „Darf ich wirklich?“ fragte diese Tim.

„Ja.“

Es war erstaunlich, wie sich das Gesicht der Frau veränderte, wie ein inneres Strahlen es überzog, als sie begann zu pusten, vorsichtig, und wie diese filigranen bunt schillernden Seifenblasen sich ihren Weg gen Himmel suchten, nicht wissend, wie vergänglich sie waren, und doch mehr nachhaltigen Zauber hinterließen, als ihr kurzes Sein ausmachte.

Noch mehr Hausbewohner hatten sich dazu gesellt, blickten hinter den zauberhaften Blasen hinterher… Jeder und jede hatte die eine oder´ andere zauberhafte Erinnerung daran, und somit entspann sich ein munteres Erzählen.

Bernd gab Anja und Jonas einen Wink. „Kommt, lasst uns losfahren.“ Der Weg durchs Vorderhaus … Serena kam die Treppe herunter – die hohen Stiefel, ein schwarzer Ledermantel, das hochgesteckte rote Haar.

Man grüßte.

Tim kam durch den Hof gerannt. Danke, Serena, für die Pustefix und den Fußball von Dortmund und die Autogrammkarten der Spieler. Dank dir habe ich jetzt die ganze Saison komplett mit Bällen und Autogrammen.“

Sie lächelte „Gern geschehen, Tim, du hast mir meinen Wagen ja auch immer so schön sauber gemacht. Das muss belohnt werden.“

Tim stand da. „Wenn Du meine Hilfe wieder brauchst – jederzeit gerne.“

Und winkte ihr nach.

Sie hielt die Außentür auf. „Danke Serena sagte Anja, als sie mit Bernd und Jonas die offene Tür nutzten, um aus dem Haus zu treten.

„Dafür nicht“, sagte Serena lächelnd, „und schönen Tag noch.“

Bernd öffnete die Wagentür. Jonas setzte sich vorn mit seiner Hilfe hin, schnallte sich an. Dann klappte er den Rollstuhl zusammen, und ab nach hinten in den Kofferraum. Ebenso der Korb mit den Leckereien.

Anja hatte hinten im Wagen Platz genommen, auch für sie war es selbstverständlich, sich anzuschnallen. Nachdem Bernd eingestiegen war, ließ er das Verdeck nach

hinten gleiten, schnallte sich an und fuhr los. Jonas war die ganze Zeit sehr still gewesen.

Bernd schaute ihn an. „Dir geht Serena nicht aus dem Kopf.“

„Stimmt“, gab Jonas unumwunden zu.

„Bloß weil sie eine Domina ist, muss sie doch nicht alle Welt hassen“, warf Anja ein. „Das eine ist ihr Job, und sie ist erfolgreich darin. Und das andere ist ihre private Seite. Und da ist sie eine Frau wie jede andere auch.“

„Nur, dass sie Männer vielleicht etwas abfälliger behandelt“, meinte Bernd, „nachdem, was sie in ihrem Studio so alles erlebt.“

Anja ergriff Partei für Serena. „Hat sie dich schon mal abfällig behandelt? Oder irgendeinem im Haus oder in der Umgebung?“

„Nnnein“, sagte Bernd.

Na also“, fauchte Anja, „dann lass die blöden diskriminierenden Sprüche. Und jetzt Schluss – ich möchte einen schönen Nachmittag erleben!“ ©

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Christa Helling

Vorwort

LESEPROBEN:

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