Der letzte Tannenbaum LESEPROBE
Der letzte Tannenbaum
Weihnachten sollte niemand allein sein. Wie kommt das nur? Man weiß das ganze Jahr über, am 24.Dezember fängt Weihnachten an. Vom ersten Advent bis dahin laufen die Vorbereitungen für dieses Fest. Und doch, jedes Jahr, trotz sorgfältiger Planung und dem festen Vorhaben: Dieses Jahr habe ich das im Griff, dieses Jahr, gibt es keine unliebsamen Versäumnisse. Dieses Jahr nicht. Punktum. Mona hatte dieses Jahr alles im Griff dachte sie, aber dann kam um Ostern die überraschende Trennung von Roman. Der Liebeskummer, warum tat das immer so weh? Die neuen Herausforderung im Job, das hatte ihr geholfen mit dem Thema Roman endgültig abzuschließen. Dann dieser traumhafte Urlaub in Italien. Es war entspannend gewesen, nicht mehr die Sehenswürdigkeiten nach Plan abzuklappern, sondern entspannt durch die Gassen schlendern.
Aber jetzt, jetzt stand Weihnachten vor der Tür und Weihnachten allein… Das war ein Kapitel für sich. Alles war vorbereitet. Plätzchen, von denen sie allerdings schon an den Adventssonntagen genascht hatte, in der Keksdose. Kerzen hatte sie besorgt, die neuen Kugeln in tiefrot und mattgold warteten auf ihren Einsatz. Das Wild war bestellt. Die Weinlieferung war letzte Woche eingetroffen. Die Pakete für die Familie hatte sie heute auf den Weg gebracht. „Nein“, hatte sie der Mutter erklärt. „Ich komme nicht. Nicht böse sein. Ich werde erstmals mein Kaminfeuer bewusst genießen, ohne arbeiten zu müssen.“ „Aber Kind“, hatte ihre Mutter gesagt. „... überleg es dir. Weihnachten sollte niemand allein sein und du hast doch uns…“ Aber Mona lehnte dankend ab. „Ich weiß es zu schätzen aber, wann habe ich mal wirklich so ruhige Tage. Ich werde, wenn das Wetter es zulässt, lange Spaziergänge machen... und, ja, auch Heiligabend in die Kirche gehen.“
Nach Hause fahren, sie hatte auch kurz daran gedacht, aber das bedeutete man musste alle Verwandten nach und nach besuchen, sonst waren diese eingeschnappt. Und dann wurde schon auf die Uhr geguckt, bei dem war sie länger, hat sie was gegen uns. Nein, dass bedeutete Stress. Die Geschenkpäckchen von alten Freunden, der Familie und der Verwandtschaft waren eingetroffen, trotzdem man beschlossen hatte, nicht so viel Geld für Geschenke auszugeben.
Heiligabend war es dann soweit. Mona machte sich auf den Weg, um sich den Tannenbaum zu holen, so wie früher mit ihrer Familie. Sie erinnerte sich, wie sie immer alle gemeinsam entschieden hatten welcher Baum das Glück hatte, von Ihnen geschmückt zu werden. Sie stapfte los, denn gestern Nacht hatte es geschneit und noch lag der Schnee. Spielerisch, die Vorfreude genießend auf ein weißes Weihnachtsfest, griff sie mit dem Handschuh nach der weißen Pracht, ließ diese durch die Finger rieseln. Jetzt nur noch um die Ecke und dann war dort das Gehege mit den Tannenbäumen… Moment, Tannenbäumen?
Das Gehege war fast leer, der Verkäufer schob gerade einen Baum durch das Rohr um den Baum in dieses Netz und somit tragbarer zu machen. Der Kunde zahlte, schnappte sich seinen Baum und verschwand. Mona glaubte ihren Augen nicht zu trauen, ein einzelner Baum stand noch dort. Nicht zu groß und nicht zu klein. Eigentlich genau die richtige Größe, die welche sie sich vorgestellt hatte. Jetzt aber schnell, nicht das noch jemand kam und ihr diesen vor der Nase wegschnappte. Zeitgleich mit einem jungen Mann betrat sie das Gehege und beide, wie aus einem Mund: „Den Baum dort, den will ich haben.“ „Wer?“, fragte der Christbaumverkäufer lächelnd. „Ich...“ „Nein, ich war zuerst da", kam wieder die Antwort von beiden. „Also", sagte der Verkäufer. „Das ist der letzte Baum, mehr habe ich nicht, und wie ich von Kollegen gehört habe sieht es überall ähnlich aus. Soll ich ihn teilen?" „Nein." Mona schüttelte den Kopf. „Aber ich war zuerst da und deshalb steht mir der Baum zu." „Sie meinen..." fragte der junge Mann. „Sie haben diesmal nicht entscheiden müssen, welchen sie nehmen, weil nur dieser eine da ist?"
„Genau," bestätigte Mona. „Aber...", sagte der junge Mann. „Da ist dieser kleine Haken an der Geschichte, ich war vor ihnen da." „Nie im Leben", fuhr Mona ihn aufgebracht an. „Doch", sagte er. „Ich habe den Baum gestern schon zurückstellen lassen und bezahlt." „Das kann ja jeder behaupten", sagte Mona wütend. „Es ist aber so", schaltete sich da der Christbaumverkäufer ein. „Das ist sein Baum, den Namen habe ich gestern schon dran geschrieben, sie können sich gern überzeugen." Mona ging schnurstracks auf den Baum zu. Matthias Bronner stand da. Sie war den Tränen nah, das durfte doch nicht wahr sein. Alles war fertig für Weihnachten, nur das I Tüpfelchen, der Tannenbaum, fehlte eben noch. Im letzten Jahr hatten sogar noch welche am ersten Feiertag hier gestanden, und jetzt? „Würden Sie mir ihren verkaufen?", fragte sie dann, sich umdrehend, den jungen Mann. „Warum sollte ich?", fragte dieser zurück. „Ich erwarte Besuch heute und dazu brauche ich den Baum." Der Weihnachtsbaumverkäufer wollte der jungen Frau gerne helfen und klingelte über sein Handy noch verschiedene Kollegen an, aber leider es war in diesem Jahr wie verhext, kein Baum mehr zu bekommen. „Wollen sie es sich nicht doch noch einmal überlegen, sie als Mann haben doch sowieso nicht soviel für Weihnachten über?", versuchte es Mona noch einmal.
„Wie kommen sie denn darauf?", fragte Matthias jetzt aufgebracht. „Für mich beinhaltet Weihnachten immer einen Tannenbaum. Meine Mutter kommt zu Weihnachten“, erklärt er. „Und da dann ohne Baum, das geht nicht." Matthias nahm seinen Baum und zog los, Mona schaute ihm, oder dem Baum, sehnsuchtsvoll nach. Dann ging sie gesenkten Kopfes nach Hause. Matthias hatte indes den Baum in seinen Wagen gepackt und fuhr nach Hause. Parkte. Lud den Baum wieder aus und glaubte seinen Augen nicht zu trauen, da war sie schon wieder, diese Frau, die ihm seinen Weihnachtsbaum abkaufen wollte. © 2013
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Erotische Weihnachts-Geschichten
Taschenbuch 127 Seiten - ISBN: 978-3-818700-81-2
13,80 €
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