Leseprobe - Mach dich lustig über mich ....

Eine Szene aus dem 3 ten Teil der Geschichte : Mach dich lustig über mich .... -------Mittwoch 18:00 Uhr

Wie immer war ich überpünktlich. Ein wenig aufgeregt trat ich von einem Fuß auf den anderen. Würde Julian wirklich kommen? Halt! Jetzt nicht zweideutig denken.
Immer wieder der Blick zur Uhr, würde er im letzten Moment kneifen? Das konnte ich mir nicht vorstellen, denn wenn jemand zuverlässig war, dann er.
„Hallo, Leandrah", ertönte es hinter mir. „Musst du mal für kleine Mädchen?"
Überrascht drehte ich mich um. „Wie kommst du denn darauf?" Nun meinte er lächelnd: „Na ja, dieses verhaltene Trippeln auf der Stelle." Röte überzog mein Gesicht. „Nein, das nicht, aber...."
„Aber wer wird denn rot werden?", schmunzelte er. „So kenne ich dich ja gar nicht! „Ich beobachte dich schon eine ganze Weile."
„Warum hast du dich denn nicht bemerkbar gemacht?"
„Ganz einfach, ich wollte dich mal ungeduldig erleben. Denn sonst strahlst du immer so viel Ruhe und Gelassenheit aus. Du", er hob mein Kinn mit zwei Fingern hoch, hast doch nicht etwa daran gezweifelt, das ich eine Verabredung mit dir sausen lasse? Du bist mir viel zu wichtig. Und gerade die letzten Tage haben mir gezeigt, wie einfühlsam du sein kannst. Wie schnell du etwas umsetzt, ohne dir nahestehende Menschen zu verletzen. Du bewahrst dir deine Würde und gibst sie den anderen zurück. Ich möchte mich bei dir bedanken, dass ich mich trotz der letzten Tage weiterhin zu deinen Freunden zählen kann, das bedeutet mir sehr viel." Während er diese Worte sprach, steckte er mir eine Schmetterlingsbrosche an meinen Blazer.

„Sag nichts, ich weiß dass du Schmetterlinge magst." Danach nahm er mein Gesicht in beide Hände, schaute mich zärtlich an und küsste mich. Ich ließ es zu, genoss.
Ach, Julian.... Etwas war passiert bei diesem Kuss, es war mehr als ein Kuss, wir wussten es beide, als sich unsere Lippen voneinander lösten, unsere Blicke sich festhielten.
Verdammt, warum musste man sich immer in die falschen Männer verlieben, schoss es mir durch den Kopf. Beispiel Alex: stattlich in fast jeder Hinsicht, triebgesteuert, sein Hirn allerdings mit einem Silberfischchen vergleichbar.
Und Julian?

Julian lächelte leicht wissend, als wenn er ahnte, was mir durch den Kopf ging.
„Mach Dir keinen Kopf Leandrah. Wir haben so viele Ebenen. Und jetzt, wo du weißt was mein Problem ist, bin ich auch erleichtert, denn ich weiß dass Du immer eine Lösung zu bieten hast. Ich vertraue dir, wie keiner Frau zuvor."
Um diese sentimentale Stimmung los zu werden, hakte ich Julian unter und steuerte die Räumlichkeiten der Vernissage an. Die Galerie war, wie bei den alten Römern um ein Atrium herum gesetzt. Der Innenhof war mit einer gezielt angelegten Gartengestaltung bedacht worden, ähnlich wie die der Herrenhäuser Garten in Hannover, nur viel kleiner. Hier und da wunderschöne
Brunnenanlagen, heute mit Lichteffekten angereichert. Trotz der vielen Menschen die Henning von Lohen mal wieder eingeladen hatte, war es angenehm kühl in den Ausstellungsräumen. Dass musste auch so sein, denn
wenn man sich die Exponate genauer ansah, wurde so manch einer rot, schaute verschämt zur Seite. Andere lächelten still vor sich hin, nachdem sie das eine oder andere Teil berührt hatten und dieses sich auf wundersame Art und Weise bewegte, vibrierte, nässte, oder auch bei ganz Hartnäckigen spritzte. Einige sprangen danach erst mal einen Schritt zurück, überrascht, holten verlegen ein Taschentuch heraus um sich die Hand oder das Gesicht abzuputzen...

Dort drüben mehrere weibliche Torsi, liegend mit einer Hand zwischen den noch gerade angedeuteten Schenkeln. Julians Blick blieb da hängen. „Sag mal, Leandrah siehst du das auch? Sie fickt sich mit zwei Fingern, aber das kann doch gar nicht sein, es ist ein Marmortorso!
Und schau, trotzdem hast du das Gefühl, da läuft etwas aus ihr heraus."

„Na, ihr beiden!, kam Henning auf uns zu, legte seine Arme ausgebreitet über unsere Schultern, „wie gefällt euch meine Ausstellung?"
„Wie immer hast dir etwas ganz besonderes ausgedacht, Henning. Ich bin beeindruckt."
Er dirigierte uns zu einen weiteren Torso. „Fass mal ihre Brüste an, Leandrah." Ich griff danach, war überrascht, kein Marmor, nein ein warmes pulsierendes Material.
Aber der Torso war Marmor. Wie konnte das sein? Aus Versehen hatte ich die Nippel berührt und spürte jetzt etwas leicht darüber laufen, Milch.
„Probier mal", meinte Henning lächelnd. „Schau mich nicht so an. Nein auch dir verrate ich nicht, wie ich das bewerkstelligt habe."
„Wirklich nicht?"
„Nein, sagte ich doch schon. Meine Ausstellung lebt von unerwarteten Überraschungen, neuen Gesichtspunkten, eben einfach dem Ungewöhnlichen.
Leandrah, Nein! Diese Frau ist einfach zu neugierig.....", wandte er sich an Julian. „Leidest du auch manchmal darunter?"

„Ja und nein", meinte dieser lächelnd. Andererseits, ohne diese Eigenart wäre sie nicht Leandrah, das ist auch der Punkt, der sie zu etwas besonderen macht.
„Da gebe ich dir Recht, Julian. Aber diese Hartnäckigkeit. Du musst wissen, jedes Mal wenn ich ganz im Geheimen eine Ausstellung plane, wie gesagt plane, hat Leandrah schon den Riecher vorn. Sie kreuzt bei mir auf und wirft dann so ganz nebenbei, wenn sie das neue Thema aus mir herausgekitzelt hat, ein paar Bemerkungen hin und weiß genau, das ich gierig danach schnappe. Auch wenn ich erst mal so tue, als wenn es mich nicht interessiert, aber dann, sobald sie den Raum verlassen hat, diese in die Tat umsetze. Erstaunlicherweise hat jede Idee von Ihr erfolgreich Früchte getragen.

Jetzt aber", er machte eine kleine Pause, „will ich euch mal den Raum der Leidenschaften zeigen."
Was Julian nicht sah, war ein Blinzeln von Henning zu mir. „Ein Raum, der jeden der ihn betritt auf eine sehr eigene Art und Weise anspricht. Er ist jetzt, nur für Euch reserviert, die nächsten zweieinhalb Stunden... Viel Spaß!"
Damit verzog sich Henning und wir, wir standen vor einer großen Tür... . Vorsichtig öffneten wir diese und schauten hinein. Lässige Ottomanen, diverse lederbezogene marokkanische Sitzkissen, kleine Tischchen und edle Sofas standen im Raum verteilt, schwere Kerzenständer, Weinkelche auf den Tischen ... Rot- und Weißweinflaschen gekühlt oder im Dekanter, Champagner im Eiskühler.
Julian grinste. „So, so, der Raum der verbotenen Früchte. Aber ich sehe keine."
Dann eine unbekannte Stimme: „Schau mal, wir haben Besuch bekommen. Besuch ist da, endlich", erklang es aus allen Ecken und Winkeln des Raumes.
Julian und Leandrah sahen sich um. Niemand da. Woher kamen die Stimmen?
„Wo seid ihr?"
„Hier, hier oben."
Wir schauten hoch, an der Decke schwere Kristalllüster.
„Schenkt euch ein, vom Wein dem guten, dann schaut erneut um euch herum."
Wir taten, wie uns geheißen war, standen Rücken an Rücken und blickten im Raum herum.
„Siehst du was, außer den großen alten Schinken an den Wänden?", flüsterte Julian mir über die Schulter zu.
„Nein", flüsterte ich zurück.
„Habt Ihr das gehört? Große alte Schinken hat er gesagt! Unverschämt, diese Jugend von heute." Das aufgebrachte Gemurmel schwoll an, wurde wieder ge-
dämpfter.
„Ich verstehe überhaupt nichts...", flüsterte Julian.

„Mein lieber Junge", ertönte da eine Stimme, „kennst du mich denn nicht? Ich bin Katharina die Große und von deiner Sorte habe ich zehn am Tag vernascht."
„Und ich, ertönte aus einer anderen Ecke des Raumes, „bin der größte Liebhaber aller Zeiten."
„Casanova", flüstern jetzt alle Stimmen ehrfurchtsvoll.
„Und, Kleine, soll ich dir demonstrieren, wozu ich fähig bin? Du bist genau die Frau, der ich meine Aufmerksamkeit widmen würde."
Ich lächelte. „Die Zeiten haben sich geändert, heute sucht Frau aus."
„Ich bekomme jede, die ich will!". kam die Stimme selbstgefällig zurück. Wir schauten beide auf das Bild.

Wie magisch angezogen näherte ich mich, Julian wischte sich die Augen. Bewegten sich die Augen von Casanova tatsächlich? Hatten sie wirklich diesen schmelzenden Blick, dem selbst eine Leandrah nicht widerstehen konnte? Konnte es sein, dass sich die Hose von Casanova ausbeulte, dass diese pulsierte? Nein, das konnte nur eine Sinnestäuschung sein.