GESCHICHTENERZÄHLERINNEN - Tabu Thema Telefonsex - Erlebnisse mit Joe

Tabu -Thema Telefonsex - Erlebnisse mit Joe

Ich mache Telefonsex. Das ist heute noch immer so ein Tabu-Thema. Also meine Freundinnen und die Familie wissen das, ich hab da nicht mit hinter dem Berg gehalten. Aber Männer unter sich, würden nie darüber sprechen, so was haben die ja nicht nötig. Bah. Mein Sexualleben ist top.

Selbst als ich das einem guten alten Freund erzählte sagte dieser: „Echt jetzt, das machst du? Rufen denn da überhaupt welche an?“

Sie sehen also, das ist nach wie vor ein heikles Thema.

Ich mache ja sonst noch einen Job, etwas ganz anständiges wie man so schön sagt. Das andere habe ich mal angefangen wie so viele, weil ich arg in den Miesen war. Auch das hat sicher der eine oder andere schon mal erlebt. Klar, könnte man jetzt sagen, da hättest du doch was anderes machen können, Putzen zum Beispiel. Ich und Putzen, das passt nicht zusammen.

Aber reden kann ich. Nun ja, dann habe ich gemerkt, dass Telefonsex richtig viel Spaß macht und konnte einfach nicht mehr damit aufhören. Richtig süchtig macht das. Also, zusätzlich zu meinem regulären Job mache ich dieses. So erfülle ich die beiden Seiten der Medaille, die Moralische und die Unmoralische.

Seit einigen Jahren telefoniere ich mit Joe. Joe hat einen Top Job, ist Top Verdiener, heute hier und morgen da. Und gerade weil er soviel unterwegs ist, blöde Arbeitszeiten hat, ruft Joe mich an wenn denn mal Enge in der Hose herrscht und nichts Greifbares zum Ficken da ist. Eine Nummer per Telefon geht dagegen immer mal einzuschieben, wenn ich denn auch erreichbar bin, und nicht selbst bei der Arbeit, die Moralische meine ich.

Er erzählt mir dann: „Du wir haben da eine neue Praktikantin, so süß. So ein kurzer Rock, die Blicke die sie den männlichen Kollegen hier schenkt. Das macht heiß und dann darfst du nicht, sie ist ja sicher noch keine achtzehn und dann Praktikantin. Nein, nein, also rufe ich dich an und erzähle dir stattdessen was ich so gerne mit ihr machen würde. Dieses kleine Luder macht hier nämlich alle verrückt. Alle, ich ziehe die Augenbraue hoch.“

„Achtest du denn auf jene Partie deiner Kollegen die das deutlich anzeigt?“

„Nein, das nicht, aber ...“

„Aber was? Da braucht nur so eine süße Praktikantin euch ein paar herausfordernde Blick zuwerfen, ein kurzes Röckchen und High Heels tragen und schon zeigt ihr alle, dass der Frühling bei euch durchkommt, du weißt schon: Dann, wenn die Bäume ausschlagen?“

„Du hast ja recht“, kommt es dann. „Wir sind halt so gepolt. Weißt du, sie und ich waren vorhin zusammen im Aufzug. Mann, ich hätte sie am liebsten gepackt und ...“

Ich musste perlend lachen. „Der Fahrstuhl hält, es steigt jemand zu, das hätte sicher zu Erklärungsnöten geführt. Angehalten hättest du ihn auch nicht, in diesem Bürotower, wo immer ein kommen und gehen ist. Das hört sich für euch immer so geil an, eine Nummer im Fahrstuhl schieben, aber dazu müsste man ein paar Grundvoraussetzungen ändern, damit diese Nummer auch etwas besonders ist. Ach ja, und heutzutage kommt noch hinzu, das alles so schön überwacht ist.

Außerdem, mein Lieber, vergiss nicht, dass es nicht gereicht hätte sie einfach zu packen, du hättest sie fragen müssen, ob sie sich eine heiße Nummer mit dir hier im Fahrstuhl vorstellen könnte.“©

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Sonja Berner

Vorwort

Leseproben

Anja Holm

Malon Herbst

Rückentext